Im Mittelgebirge-Harz sind wir im Jahr 2021 bisher mit viel Schnee und herrlichem Winterwetter verwöhnt worden. Als Winter- aber auch als Eisenbahnfreund sind bei mir Erinnerungen an winterliche Besonderheiten auf der Innerstetalbahn wach geworden. Die Bahnstrecke von Langelsheim nach Clausthal-Zellerfeld ist im Jahr 1877 eröffnet worden, das Teilstück nach Altenau im Jahr 1914.
In Betrieb war die Strecke bis zum Jahr 1976, danach erfolgte die Stilllegung. Aus meinen Unterlagen habe ich jetzt einmal einige besondere Ereignisse „ausgegraben“.
Während des Krieges, am 7. und 8. Dezember 1940, gab es heftige Schneefälle und Schneeverwehungen auf der Clausthaler Hochebene. Die Schneehöhe betrug etwa 1,20 Meter, die Verwehungen waren zum Teil mehrere Meter hoch. Clausthal-Zellerfeld und Altenau waren zu dieser Zeit einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten. In km 23,7, oberhalb vom Bahnhof Frankenscharrnhütte, der bei km 22,12 lag, war eine Lok stecken geblieben und eingeschneit. Bei km 27,4 am Einschnitt Galgensberg war sogar ein ganzer Zug auf der Fahrt nach Altenau stecken geblieben und ebenfalls eingeschneit.
Auch schon aus dem Jahr 1879 wurden Störungen infolge der winterlichen Verhältnisse gemeldet. Durch Verwehungen lag der Schnee stellenweise 4 bis 5 Meter hoch. Ein Zug, der am Dienstag, 25. Februar 1879 kurz nach 10 Uhr abends von Goslar kommend in Clausthal-Zellerfeld eintreffen sollte, ist erst mit 4 Stunden Verspätung angekommen. Danach hat man die Strecke gesperrt und sie erst am 2. März 1879 frei gegeben, so dass der Bahnbetrieb dann wieder regelmäßig durchgeführt werden konnte.
An den schneereichen Winter 1969/70 erinnern sich gewiss noch viele Einheimische. Der Schnee lag im Durchschnitt 1,50 Meter hoch. Die im Bw Goslar zu der Zeit noch beheimateten Dampfloks der BR 50 und 86 fuhren mit dem Schneepflug in der Zeit von November 1969 bis 21. März 1970 auf der Harzbahn 23 Einsätze.
Und in jenem Winter ist ein 3teiliger Schienenbus, dem ab Clausthal-Zellerfeld eine Dampflok vorgespannt war, auf der Fahrt nach Altenau im Einschnitt am Galgensberg stecken geblieben. Durch Zufall befand sich an diesem Tag ein Raupengerät im Bahnhof Clausthal-Zellerfeld, das zur Schneeräumung im Bahnhofsbereich vorgesehen war. Als nun die Nachricht von dem feststeckenden Zug kam, wurde das Raupengerät ausgeschickt, um zu helfen. Es zog die zwei Anhänger des Schienenbusses nacheinander heraus und brachte sie zum Bahnhof CLZ zurück. Das Triebfahrzeug und die Dampflok waren so festgefahren, dass sie von einer anderen aus Goslar angeforderten Dampflok befreit werden mussten und dann ebenfalls zum Bahnhof CLZ zurückgeschleppt wurden.
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Video: Wintermärchen auf der Innerstetalbahn
Sehr große Anstrengungen und Mühe hat es auch immer bereitet, Gleise und Weichen im Bahnhof selbst vom Schnee frei zu halten, um den ungestörten Ablauf von Rangier- und Ladearbeiten vornehmen zu können. So mussten alle Bediensteten des Bahnhofs öfters antreten zum Schneeschaufeln. Unterstützung gab es dabei auch von dem Raupengerät, das den Schnee auf bereitgestellte Waggons gehoben hat zum Abtransport außerhalb des Bahnhofsbereiches.
Ingrid Lader
Die hier abgebildeten Fotos stammen aus dem Archiv Lader: