Am 25. Mai 1990 wurde der planmäßige Personenverkehr auf der Strecke Derneburg <> Seesen
eingestellt. Das war ein Anlass, mit dem MAN VT 1 eine Abschiedsfahrt auf der landschaftlich schönen Eisenbahnstrecke im Ambergau, hinter dem letzten Planzug zu unternehmen.
Der Name Ambergau setzt sich aus den Worten „Amber“ und „Gau“ zusammen. „Amber“ hat seinen Ursprung im indogermanischen Wortschatz, was so viel wie
Feuchtigkeit bedeutet. Das bezog sich wahrscheinlich auf die damals bestehenden Feuchtflächen, wie die der vom Fluss Nette. „Gau“ ist ein Wort für den geschlossenen Siedlungsraum von
Germanen.
Die Ambergaubahn ist der südwestlichste Teil des Netzes, mit dem die Braunschweigische Landes-Eisenbahn die ländlicheren Regionen des Herzogtums erschließen
wollte. Diese hatte am 18. Juli 1886 den Personenverkehr auf der Bahnstrecke Braunschweig <> Derneburg eröffnet. Von Derneburg aus wurde etappenweise nach Süden weiter gebaut. Am 27. Mai 1887 wurde Derneburg <> Bockenem in Betrieb genommen, am 1. Oktober ging es bis Grossrhüden weiter. Über eineinhalb Jahre später, am 1. Mai 1889, wurde
Seesen erreicht. Die Landes-Eisenbahn hatte einen eigenen Bahnhof in Seesen, etwa 400 m nach Nordosten vom Bahnhof der
Preußischen Staatsbahn entfernt. Die heutige Straße „An der Landesbahn“ erinnert daran. Nur für den Güterverkehr wurde eine Verbindung zwischen den Bahngesellschaften eingerichtet.
Besondere oder überregionale Bedeutung erreichte diese Strecke nur wenige Tage als Umleitung für die Hannöversche Südbahn. Zusätzlich zu den bei ländlichen Nebenbahnen üblichen Problemen wurde diese Strecke dadurch entwertet, dass sie direkt parallel zur Bundesautobahn 7 verlief.
Bereits in den 1970er Jahren wurde der Personenverkehr auf fünf Züge pro Tag und Richtung zurückgenommen, ab 1982 fuhren sie nur noch werktags.
Gleisplan-Galerie der Strecke: Derneburg <> Seesen
Video: Abschied von der Deutschen Bundesbahn im Ambergau
In den 1980er Jahren wurde die Strecke mit Akkutriebwagen (Baureihe 515), Wendezügen mit Dieselloks (BR 212) und Dieseltriebwagen (BR 614) bedient. Am 25. Mai 1990 fuhr der letzte planmäßige
Personenzug. Zum 31. Dezember 1995 wurde der Güterverkehr eingestellt, die Strecke wurde zum 1. Januar 1996 stillgelegt.
In Bockenem, Ortsteil Bornum, produziert die HAW Linings unter anderen Innenbeschichtungen für Kesselwagen. 1996 hat das Unternehmen die Strecke Derneburg <> Bornum gepachtet und betreibt sie bislang weiterhin als Werksanschluss. Der Abschnitt Seesen <> Bornum ist heute unbefahrbar und offiziell stillgelegt.
23 Jahre später fand nochmals eine Abschiedsfahrt mit dem T2 und TA4 des DEVs aus Bruchhausen-Vilsen von Hildesheim über Derneburg bis Bornum (Harz) und zurück statt. Link: Fühl’s noch mal... |
Dieter und Jürgen one Tour, dazu entstand im Juni 2020 ein Bildbericht, 30 Jahre nach Einstellung vom Personenverkehr auf der Ambergaubahn. Link: Dieter und Jürgen one Tour |
Hinweis zu den folgenden, historischen Bildern, die vor 31 Jahren entstanden:
Vereinsmitglieder der Dampflok-Gemeinschaft e.V. möchten nicht auf den hier gezeigten Bildern kenntlich sein - und wurden auf Wunsch retuschiert.
Sind eventuell auch Sie auf diesen historischen Bildern abgelichtet - und möchten retuschiert werden,
dann bitten wir Sie um eine kurze Information!
Folgende Bilder begleiten die Abschiedsfahrt
A.L. (Dienstag, 09 Februar 2021 16:54)
Danke für die schöne Bilderserie; Dieter.
Wollten die Seesener Eisenbahnfreunde nicht auch mal was aus der Strecke machen? Zumindest wurde die polnische Tkt 48-160 dafür doch als SEF 3 in Betrieb genommen und in "Stadt Bockenem" getauft. Kam ja alles anders, die SEF taten sich dann mit dem VBV zusammen, die Tkt hab ich Mitte der 1990er noch auf dem VBV-Gelände einmal unter Dampf erlebt.. Aus Meiningen kamen noch Spezialisten für eine Reparatur. o.ä.. Die Lok fuhr aber mangels PZB dann doch nicht mehr und ging Mitte der 2010er nach langer Abstellzeit draußen nach Hanau.
Der MAN VT 1 hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Wenn ich durch Kl. Mahner radele, schau ich da auch mal vom Feldweg-BÜ oder der Brücke hinunter zum Fahrzeug-"Friedhof". Aber das Problem haben ja viele Vereine, viel zu viel Arbeitsvorrat, zu wenig Aktive, keine ausreichenden Unterstellmöglichkeiten, Vandalismus. Schade um den doch seltenen Triebwagen.
Freundliche Grüße, Arnold